Mittwoch, 25. Mai 2016

Tillschneider tobt: 'Brinkmann schreibt Unsinn aus unredlichen Motiven'


Unter der Überschrift "Guderian statt Maginot: Wider den Schrebergarten-Identitarismus der Tillschneider-Truppe!" hatte ich die Positionierung des Islamwissenschaftlers und AfD-Parteifreundes (und mittlerweile MdL in Sachsen-Anhalt) Dr. Hans-Thomas Tillschneider zum Umgang mit dem Islam angegriffen. Den Text hatte ich am 22.05.2016 in meinem AfD-spezifischen) BlockiBlockerBlog eingestellt, am 24.05. wurde er auch auf der Webseite "JouWatch" veröffentlicht.
Dazu hat Tillschneider am 24.05.2016 eine Replik auf der Seite der Patriotischen Plattform publiziert: "Weder Islamisierung noch Amerikanisierung! – Eine Replik auf Burkhardt Brinkmanns Streitschrift gegen die “Tillschneider-Truppe” "
 
Dass er meinen "Unsinn" überhaupt einer Entgegnung würdigt, verdanke ich dem Umstand, dass ich in meinem Text "unredliche Motive" enthüllt haben soll.
Was er damit meint ist entweder mit der falschen Bezeichnung belegt, oder es erschließt sich mir nicht. Soweit er in seinem Text gegen die mir unterstellte Affinität zum US-Imperialismus wettert wäre das (wenn er denn Recht hätte), meinetwegen die falsche politische Gesinnung. Aber was sollte daran, selbst wenn seine Beschreibung meiner Ansichten zuträfe, "unredlich" sein?


Und selbst wenn ich unredlich argumentieren würde (also z. B. gegen meine wahre Überzeugung für eine Handvoll Dollars von der CIA schreiben), würde das Schreiben für mich und für meine hypothetischen Auftraggeber sehr viel Sinn machen. ;-)

Was dem Stalinisten sein Trotzkist, ist dem AfD-Rechtsausleger der "Lucke-Freund". Richtig ist, dass ich Prof. Bernd Lucke sehr lange die Stange gehalten habe: Bis kurz vor Gründung seines Weckrufs. Damals hatte Lucke zur Unterschrift für den Geiger-Mitgliederentscheid aufgerufen, und DAS war tatsächlich ein Fall von Unredlichkeit. Kurz vorher nämlich hatte Lucke uns Parteimitglieder aufgefordert, die Erfurter Resolution usw. nicht zu unterzeichnen, sondern den Programmprozess abzuwarten (der aus damaliger Sicht im Herbst 2015 abgeschlossen sein sollte). Und plötzlich, als ein ihm genehmer Mitgliederentscheid vorgeschlagen wurde, bestanden keine Bedenken mehr, dem Programmprozess vorzugreifen? Diese Wendung hat mich nicht überzeugt; in diesem Moment habe ich mich von Lucke gelöst (mehr dazu in meinem Blott "Seele siegt über Technik. Der Essener AfD-Bundesparteitag war ein demokratisches Reifezeugnis für unsere Partei!" vom 06.07.2015).

Allerdings bin ich Prof. Lucke nach wie vor außerordentlich dankbar dafür, dass er unsere AfD zunächst erfolgreich "lanciert" und vor allem gegen allzu rechte Positionen abgeschirmt hat. Auch wenn wir nach dem Austritt von Lucke und seinen verbliebenen Anhängern einen gewaltigen und brandgefährlichen "Durchhänger" hatten: Dass wir uns wieder gefangen haben ist insoweit auch Prof. Lucke zu verdanken, als sich die Brandmauer gegen Rechtsaußen als haltbar erwiesen hat.
Licht und Schatten halt; aber eben nicht nur Schatten.

Es ist schon für sich bezeichnend, dass sich Tillschneider nicht darauf beschränkt, meinen angeblichen Unsinn nachzuweisen, sondern giftet wie ein altes Weib. Ich sei

  1. Lucke-Freund
  2. Autor der dem linksliberalen Establishment der USA zuzurechnende[n] Huffington-Post
  3. Springer-Freund
Weniger mein Problem als das des JF-Herausgebers ist es, wenn Tillschneider mich als "Pseudo-Patriot[en] à la Dieter Stein" brandmarkt.
[Gleichwohl will ich meine eigene Position dazu nicht verschweigen: Dieter Stein halte ich für einen intelligenten Patrioten; Tillschneider dagegen zähle ich zu den Patriautisten, bei denen die intellektuelle Durchdringung der Weltlage leider nicht mit der (gerne zugestandenen) Liebe zu Deutschland Schritt hält.]

Auch eines Seitenhiebes auf mein Alter (70) kann er sich nicht enthalten: Ich sei (was sachlich natürlich zutrifft) "in die Jahre gekommen".


Zu 1) Zum "Lucke-Freund" hatte ich mich schon oben geäußert; allerdings ergibt sich ein weiterer (in mehrfacher Hinsicht amüsanter) Berührungspunkt in der Sache …..
 

zu 2) ….. meiner angeblichen Autorschaft bei der HuffPost:

"Angeblich" sage ich deshalb, weil der unbedarfte Leser aufgrund der Formulierung "schreibt u. a. für …." denken muss, dass ich dort ein regelmäßiger Autor wäre.
Das ist nicht der Fall, obwohl auch das nichts Verwerfliches wäre. Denn sogar der bayerische AfD-Landesvorsitzende Petr Bystron schreibt relativ regelmäßig in der HuffPost. Ist halt blöd, wenn man in Unkenntnis dieser Tatsache versucht, alle dort Schreibenden kurzerhand als Anhänger des linksliberalen Establishments der USA zu brandmarken.

Auch ich würde weiterhin dort schreiben, hätte ich nicht die Erfahrung machen müssen, dass unerwünschte Meinungen wegzensiert werden. (Hatte, glaube ich, dort einen Artikel gegen die Massenimmiggression zu posten versucht; der - bzw. meine Wortwahl😈 - passte jedoch den Immiggressionsfanatikern der HuffPost offenbar nicht ins Konzept.)
Allerdings: Solange man nicht solche bösen Ausdrücke wie "Immiggressoren" oder "Eindringlinge" verwendet, kann man dort durchaus auch AfD-Positionen vertreten, wie das Beispiel Petr Bystrons zeigt. Der weiß natürlich auch, dass diese Webseite alles andere als AfD-freundlich ist. Aber er sagt sich (und zu Recht!) dass man auch diesen medialen 'Vertriebskanal' für unsere Partei nutzen sollte; schließlich hat die HuffPost eine recht große Leserschaft.

Ich will mich aber in keinster Weise hinter Bystron verschanzen; unabhängig davon, ob der dort schreibt oder nicht, ist die Qualität dieses Tillschneider-Arguments vom Typ 'Herr Lehrer, der schreibt bei den Linken' intellektuell erbärmlich.
Wir alle kennen diese Redeweise, mutatis mutandis, von Konsensfaschisten und Linksfaschisten, die eine solche Negativ-Zuordnung gerne auf Autoren beispielsweise der Junge Freiheit anwenden: 'XYZ ist ein Rechtsaußen, weil er in der JF geschrieben hat'.
Vielleicht liest Tillschneider (zu) viele dieser Kritiken an AfDlern bzw. an Rechten, sodass dieses Argumentationsmuster schon auf ihn abgefärbt hat.

Die besondere Ironie liegt freilich darin, dass die beiden Artikel, die ich in der HuffPost veröffentlicht hatte, sich ausgerechnet gegen Prof. Lucke richten. (Konkret: Gegen die von ihm seinerzeit in einem ZEIT-Gastbeitrag geäußerte Auffassung, dass die Privatisierungen in Griechenland ein fiskalisches Nullsummenspiel seien.) Auch in diesen Fällen war der Ausgangspunkt ein ursprünglich in meinem Blog veröffentlichter Beitrag ("Marktwirtschaftler oder Krypto-Sozialist: Wie viel politökonomische Kompetenz hat Prof. Bernd Lucke wirklich?"). Dem hatte ich durch die Veröffentlichung in der HuffPost (unter "Warum Luckes Modellrechnung blanker Unsinn ist") weitere Verbreitung verschafft, und das war insofern ausgesprochen erfolgreich, als Prof. Lucke mich einer Erwiderung gewürdigt hatte: "Meine Antwort an einen Kritiker". Woraufhin dann ich wiederum geantwortet habe. Auf Details will ich hier nicht eingehen; wer mehr dazu wissen will, kann das in meinem damaligen zusammenfassenden Blott " 'Ick bün al dor' oder: Wie der Lucke-Igel den Brinkmann-Hasen austricksen möchte" nachlesen (den ich ebenfalls auch in der HuffPost veröffentlicht hatte).

 
Zu 3) Den "Springer-Freund" leitet Tillschneider aus meiner autobiographischen Mitteilung als "Autor" der HuffPost-Seite her, welche da lautet:
"Als Werkstudent in der Frankfurter Societäts-Druckerei die “BILD” gedruckt, während draußen die “68er”-Studenten deren Vertrieb zu verhindern suchten. Cooles Smiley".
Für mich ist das einfach ein amüsantes Detail meiner Lebensgeschichte und der Zeitgeschichte; daher auch das "Coole Smiley" (das von der Software dort leider nicht graphisch umgesetzt wird).

Um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren (zu einem Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes hat es bei mir leider nicht gereicht😁 ), habe ich damals als Rotations-Hilfsarbeiter bzw. später (automatische tarifliche Höherstufung nach einjähriger Beschäftigung) als Rotations-Facharbeiter in der Frankfurter Societäts-Druckerei gearbeitet (und gut verdient). Dort wurden die FAZ, die Frankfurter Neue Presse und die (mittlerweile eingegangene) Abendpost/Nachtausgabe gedruckt; weiterhin auch die Frankfurter Ausgabe der BILD (die später in die Druckerei der Frankfurter Rundschau in Neu-Isenburg abwanderte; ob sie noch immer da gedruckt wird, weiß ich nicht).

Offenbar hat Tillschneider zu viele Märchen aus Tausendundeine Nacht oder sonstige orientalische Geschichten verschlungen, denn nur eine üppig entwickelte Phantasie kann mir aufgrund meines o. a. Eintrags eine ideologische Affinität zum Springer-Verlag andichten.
Jedenfalls: Ich war damals heilfroh, dass meine Arbeitskollegen mir vertrauten. Denn auf Studenten allgemein waren die nicht sonderlich gut zu sprechen.

Was mein Alter angeht, bin ich abgehärtet: Das halten mir meine Kontrahenten aus der Mitte der deutschen Konsensokratur bei Facebook-Debatten ohnehin immer mal wieder vor.

Nun zu weiteren Passagen im Tillschneider-Text:
 
 
"Der Islam ist auf seine Weise auch vital, aber nach Brinkmann nur auf eine parasitäre Weise, indem er von den technischen Errungenschaften der westlichen Welt profitieren, jedoch nicht ihr Wertesystem übernehmen will."
Das ist insofern nicht ganz richtig dargestellt, als nicht "der Islam" von unseren Errungenschaften profitieren möchte, sondern die Muslime. ("Die Eindringlinge möchten sich gerne der Mühe entheben, das eigene Land zu entwickeln und sofort ihren privaten "Sprung nach vorn" ins gemachte Nest machen. Aber gleichzeitig erwarten viele von denen, dass sie ansonsten nach ihren rückständigen Gesellschaftsmodellen weiterleben können" hatte ich insoweit geschrieben.)

 
"Um gegen diese Bedrohung gewappnet zu sein, sollten wir uns, so Brinkmanns Ratschlag, an den Westen und seine Führungsmacht, die USA, halten. Die durch den Weltgeist erwählte Nation – God’s own country – weiß nämlich, wo’s langgeht in der Weltgeschichte. Wenn wir uns an ihren Rockzipfel hängen, fahren wir damit noch am besten. Wenn nicht, werden wir vom Islam besiegt."

Im Zusammenhang mit der Erwähnung von Generaloberst Heinz Guderian hatte ich geschrieben:
"Natürlich will ich keinen heißen Krieg mit dem Islam. Aber einen ständig schwelenden, mehr oder weniger heißen Kulturenkonflikt werden wir nicht verhindern können. Die Frage ist nur, ob wir in diesen Auseinandersetzungen der Amboss oder der Hammer sein werden."

Tillschneider glaubt offenbar an ein "friedliche[s] Nebeneinander der verschiedenen Weltkulturen". Ich glaube, dass, wer an eine dauerhafte friedliche Koexistenz von Kulturen glaubt, die nicht nur sehr unterschiedliche Werte vertreten, sondern die ökonomisch sehr unterschiedlich erfolgreich sind, irgendwann wird dran glauben müssen.

Zum einen ist der Islam eine expansive Kultur, während das Christentum diese Phase weitgehend hinter sich gelassen hat.
Zum anderen zeigt sich bereits jetzt, welche Spannungen die ökonomischen Unterschiede erzeugen. (Ähnlich war es in der Spätantike bei den Germanen im Verhältnis zum Römerreich.)

Was die USA angeht, hatte ich geschrieben:
"Die "kulturmissionarische Haltung" [Tillschneider] der USA (und ebenso deren Verfolgung ihrer "imperialen Interessen" [Tillschneider]) sind nicht Ausdruck einer besonderen Bösartigkeit, sondern einer noch intakten Vitalität.
Natürlich kann man den USA viele Fehler vorwerfen: Moralische, aber auch rein sachlogische (2. Irak-Krieg, Eingriff in Libyen). Doch kann ich mich immer nur wundern, wenn beispielsweise Facebook-Freunde den USA die Besetzung Afghanistans zum Vorwurf machen.
Nur ein außenpolitisch kastriertes Volk wie das deutsche kann es nicht kapieren, dass ein stolzes Land eine Demütigung wie 9/11 nicht hinnehmen kann, und selbstverständlich ein Land angreift, das den Terroristen eine Heimstätte bietet."

Dass ich die Ratio der auf Erhalt und Ausbau der weltweiten Vormachtstellung abzielenden amerikanischen Politik nachvollziehen kann heißt nicht, dass ich sie in allen Aspekten billige. In gleicher Weise habe ich ein analytisches Verständnis dafür, dass Deutschland 1914 den Traum von der Weltmacht geträumt hat: Das war das praktisch zwingende Resultat aus den damaligen mentalen und politischen Konstellationen.
Trotzdem war es blöd, den Ersten Weltkrieg anzufangen.

Aber während ich den 2. Irakkrieg für eine ausgesprochene Idiotie halte, bin ich den USA außerordentlich dankbar, dass sie im 1. Irakkrieg Saddam Hussein nach seiner Invasion in Kuweit auf die Finger geklopft haben. Mit den gigantischen kombinierten Erdölvorräten des Iraks und Kuweits hätte er eine allzu starke Stellung in der Energieversorgung der Welt gehabt. Und zweifellos hätte er sich auf Dauer nicht einmal damit begnügt, sondern wäre nach Saudi-Arabien weitermarschiert.

Bei der Libyen-Intervention unterschlagen die USA-Hasser regelmäßig, dass nicht Washington diesen Krieg begonnen hat, sondern Paris. Das dann, als es selber nicht weiterkam, den großen Bruder in Washington zu Hilfe gerufen hat. Barack Obama bedauert mittlerweile, diesem Hilferuf gefolgt zu sein. Welcher deutsche Politiker würde einen solchen Fehler zugeben?

Zur amerikanischen Afghanistan-Invasion äußert sich Tillschneider nicht. Für ein politisch schlichtes Gemüt wie das seine ist mit "US-Imperialismus" alles gesagt. Dass Afghanistan die Terroristen beherbergt hat, die die Anschläge von 9/11 verübt hatten: Was interessiert das einen Deutschen? Verständnis für den amerikanischen Wunsch nach einer Bestrafung der Hintermänner? Solidarität mit einem anderen Land unserer eigenen Kultur gegen einen Angriff Fremdkultureller? Kennt Tillschneider nicht. Wenn die Terroristen UNS angegriffen hätten? Z. B. ein Atomkraftwerk? Und die Drahtzieher säßen in Afghanistan? Würden wir sie nicht zu fassen versuchen; würden wir nicht von unseren Verbündeten erwarten, dass die uns dabei helfen?
Aber sich in andere Völker hineinzuversetzen ist von Autisten, in diesem Falle: von Patriautisten, offenbar zuviel verlangt.
Indes: Wer nicht einmal dazu in der Lage ist, der hat in der Politik, schon gar in der Außenpolitik, nichts zu suchen. Er ist dort das genaue Gegenteil von einem Patrioten: Nämlich ein Gefährder.

 
Mein Patriotismus ist kein Schrebergarten-Gewächs, sondern ein Patriotismus in 3 konzentrischen Kreisen. Ich bin
  1. deutscher Patriot
  2. europäischer Patriot
  3. westlicher Kulturkreispatriot.
Wer demgegenüber seinen Patriotismus auf Deutschland beschränken zu können glaubt, der ist in Wahrheit nur eines: beschränkt!
 

"….. das ganze Gerede von universalen Werten, nach denen der Erdball lechzt, im Grunde nicht mehr ist als die ideologische Begleitmusik zum US-Imperialismus. ….. Brinkmanns Kapitulation vor der Globalisierung".
Dass ich es intellektuell verstehen kann, wenn die USA aus der Logik ihrer eigenen Entwicklung und der Weltlage heraus eine imperialistische Politik betreiben (müssen) heißt nicht, dass ich beispielsweise deren (und der Europäer) Wirken in der Ukraine unkritisch sehen würde. Freilich weiß ich sehr wohl, dass auch Putin dort ein expansives Spiel treibt, und kein Engel ist. Hier handeln Mächte nach der zeitlosen Logik der Macht. Und wir müssen in den jeweiligen Konstellationen (an denen wir nichts ändern können) sehen, wie wir bestmöglich unsere Interessen wahren.

Ich kapituliere nicht vor der Globalisierung: Als Kulturkreispatriot bin ich vielmehr STOLZ darauf, Angehöriger einer Zivilisation zu sein, die in verschiedenen Hinsichten ohnehin schon den ganzen Erdkreis (teils mehr, teils weniger friedlich) erobert hat. Und kein Angehöriger der islamischen Loser-Kultur bin.
Aber ich weiß natürlich auch, dass der Wunsch nach westlichem Wohlstand durchaus mit dem Verharren in der eigenen rückständigen Kultur in Widerstreit geraten kann.
Jedenfalls: Die Globalisierung ist in keinster Weise eine Folge des AMERIKANISCHEN Imperialismus. (Abgesehen von der zwangsweisen Öffnung Japans 1853 durch amerikanische Kanonenboote.)
Aber selbstverständlich ist die Globalisierung (die um 1900 schon recht weit fortgeschritten war und dann in den beiden Weltkriegen und der Zeit des Kommunismus wieder Rückschläge erlitt) eine Folge des WESTLICHEN Imperialismus. Also insbesondere des Machtstrebens von Spanien, Portugal, Frankreich, den Niederlanden und ganz besonders Großbritannien. Welch letzteres nach dem Ersten und endgültig nach dem Zweiten Weltkrieg von den USA abgelöst wurde.
Hätten WIR den WK1 gewonnen, wären wir heute die Vormacht der Welt (oder zumindest Europas). Und würden mit den anderen wahrscheinlich deutlich unsanfter umspringen als die USA das tun.

Dennoch ist zu unterscheiden zwischen Imperialismus und zivilisatorischer Expansion. Jene Form des politisch-militärischen Kolonialismus, teils mit (Süd- und Nordamerika!), teils ohne Besiedlungsexpansionismus, wie sie ungefähr zwischen 1500 und 1900 üblich war, gibt es heute nicht mehr. Das heißt aber natürlich nicht, dass es keine Rivalitäten, keine "Kabbeleien" - und gelegentlich eben auch noch (mehr oder weniger) "richtige" Kriege gäbe (Ostukraine!).

In der Tat sind heute die USA die Vormacht der Welt. Aber sie sind eben auch eine WESTLICHE Vormacht, UNSEREM Kulturkreis zugehörig.
Trotz aller Kritik habe ich daher immer auch Sympathie für die USA. So wie die (und die anderen Europäer), in und speziell nach dem 2. Weltkrieg, trotz allem irgendwo doch noch einen Rest von kulturellem Zusammengehörigkeitsgefühl mit Deutschland hatten.
Hätten die die Atombombe auch auf Deutschland abgeworfen? Ich denke: Nein.

Jedenfalls wurden wir relativ rasch wieder in die westliche Völkergemeinschaft aufgenommen. Ohne die Ost-West-Konfrontation wäre das vielleicht nicht ganz so schnell gegangen. Aber dass die Völker, gegen die wir gekämpft, deren Länder wir ggf. besetzt und ausgebeutet haben, die Geschichte GANZ vergessen: Auch das können wirklich nur geschichtsvergessene Germanen glauben.

Nein: Ich "kapituliere" nicht vor der Globalisierung: Ich begrüße sie!
Das mag vielleicht irgendwo psychologisch begründet sein; aber sicherlich hängt es AUCH damit zusammen, dass ich ein DEUTSCHER bin. Und kein französischer Attac- oder FN-Anhänger, der sich vor der Globalisierung hinter Zäune flüchten zu können glaubt.
Das funktioniert nicht; der Satz "Guderian schlägt Maginot" gilt nicht nur militärisch, er gilt für alle Bereiche. Auch wenn ich persönlich insoweit keine Leistungen aufweisen kann: Wir Deutschen haben auch nach dem Krieg (erneut) "angegriffen", anstatt uns zu verschanzen. So sind wir die große Exportnation geworden. Das hat auch für uns selber Schattenseiten; aber "Griechenland" zu sein, ist deutlich  ungemütlicher.

 
"….. der US-Imperialismus hier in seltener Offenheit biologistisch verbrämt wird."
Keineswegs bin ich ein Advokat des US-Imperialismus. Ich rede über die Frage, ob unsere westliche Kultur insgesamt noch die Kraft hat, expansiv zu sein. Wie es ja auch Frankreich von Ludwig dem XIV bis Napoleon war. Oder ob wir unseren Zenit überschritten haben und jetzt nur noch hinter mentalen Zäunen (reale, gegen die Massenimmiggression gerichtete Zäune, fordere auch ich!) existieren zu können wähnen - wie es mit Frankreich seit und nach dem 1. Weltkrieg geschah.
 

"Brinkmann spielt mit einer gewissen strukturellen Verwandtschaft zwischen der survival of the fittest – Ideologie und der NS-Ideologie und scheint so diversen Alt- und Neuhitleristen das Bündnis mit den USA schmackhaft machen zu wollen."
Amüsant: Die Nazi-Keule innerhalb der AfD. Offenbar liest, wie ich schon oben konstatieren musste, Tillschneider zu viel Antifanten-Agitationsliteratur.

 
"….. ich mich ein wenig wundere, weshalb dieser Artikel auf einer Seite erschienen ist, die im Ruf steht, systemkritisch zu sein".
Diese Bemerkung, die offenbar als Kritik am JouWatch-Betreiber Thomas Böhm gemeint ist, dass er meinen Artikel überhaupt veröffentlicht hat, passt perfekt in meine Antifanten-Affinitäts-Diagnose bei Tillschneider. In anderem Kontext (gegen Antifanten gerichtet, ohne Zusammenhang mit Tillschneider) hatte ich Boykott-Forderungen neulich mit der ironisch gemeinten Bemerkung charakterisiert: "Deutsche Patrioten: Kauft nicht bei Antifanten". Worauf dieser Slogan anspielt, und warum ich ihn vorliegend wiederhole, muss ich wohl kaum erläutern.

 
"….. [Mit der Gegenüberstellung Guderian - Maginot] hofft Brinkmann, vielleicht ein paar ganz Altrechte, die beim Namen „Guderian“ glasige Augen bekommen, aus unserer Front herausbrechen zu können".
Eine allzu hohe Meinung hat Tillschneider vom eigenständigen Denkvermögen seiner Mitstreiter offenbar nicht. Meine Hauptsorge ist dagegen, meine Gegner nicht zu unterschätzen.

 
"….. scheint an die Kollaboration der USA mit ehemaligen Wehrmachtsgenerälen in den ersten Jahren der BRD anknüpfen zu wollen"
ICH unterscheide die welthistorisch-kulturendynamische Dimension durchaus von irgendeiner "Klein-Klein-Politik" zu irgend einem geschichtlichen Zeitpunkt. Dass beides für Tillschneider ineinanderfließt, sagt nichts über mich. Aber alles über SEIN historisches Denken.

 
"Mein „Multikulturalismus“ bezieht sich [im Gegensatz zu dem der Linken] auf die Welt als Ganzes, nicht auf einzelne Gesellschaften"
Richtig, genau das hatte ich auch gesagt:
"Tatsächlich ist es ja so, dass sowohl der linke Multikulturalismus als auch der rechte Ethnopluralismus gewissermaßen 'jede Kultur nach ihrer Fasson selig werden' lassen wollen. Nur glauben die Linken, dass ein friedliches Zusammenleben innerhalb desselben Landes möglich sei. Ganz so naiv sind die Rechten nicht; die können sich unterschiedliche Kulturen nur in klar voneinander abgegrenzten geographischen Räumen (Ländern) vorstellen. Aber auch das wird auf Dauer aus ZWEI Gründen nicht funktionieren: ….."

 
"Brinkmanns Empfehlung, sich gegen Multikuli zu amerikanisieren in etwa so sinnvoll ist wie der sprichwörtliche Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Er selbst ist, gerade indem er uns die USA als Vorbild hinstellt, der größte Multikulturalist."
Ich wüsste nicht, dass ich eine Amerikanisierung gefordert hätte.
Fakt ist allerdings, dass die amerikanische Kultur in mehr oder weniger allen Bereichen führend ist: In Technik und Wissenschaft ebenso wie bei der Massenkultur und teilweise sogar auf dem Gebiet, das wir im engeren Sinne mit dem Begriff "Kultur" belegen.
Von einer staatlich vorgeschriebenen deutschen Kulturquote halte ich rein gar nichts. Insoweit gilt für die Kultur nichts anderes wie für die Wirtschaft: Wenn es unter den Kulturschaffenden nicht auch solche gibt, die wettbewerbsfähige Produkte auf (wie das einst in der östlichen Hälfte Deutschlands hieß: ) "Weltniveau" produzieren können, dann sollen die halt Steine klopfen gehen. Anstatt nach kulturellem Protektionismus zu schreien.
Die deutschen Künstler selber machen das ja auch gar nicht und in einigen Bereichen, etwa der Malerei, müssen wir uns im Weltvergleich keineswegs verstecken.
Auf anderen Feldern, etwa der ausübenden Musik, kommen viele übungfleißige Asiaten groß raus, aber auch amerikanische Musiker gibt es in deutschen Orchestern. Wenn die Deutschen diesem Wettbewerb nicht gewachsen sind, nicht ebenso lernfähig, lernwillig und leistungsstark sind, dann haben sie halt Pech gehabt.
Ich will Kunst auf Weltniveau genießen und nicht Futterkrippen für Faulenzer umzäunen.

 
"Der Hauptfeind in unserer momentanen Lage ist der Globalismus und Kulturuniversalismus"
Diese Triebkräfte sind keine böswillige Erfindung bösartiger US-Imperialisten: Sie sind vielmehr ein integraler Bestandteil unser gemeinsamen westlichen Kultur, die eben deshalb von Oswald Spengler mit dem Begriff "faustische" Kultur treffend charakterisiert wurde.
Im Übrigen wird, selbst wenn man Globalismus und Kulturuniversalismus ablehnt, mit deren Bezeichnung als "Hauptfeind" die vom Islam ausgehende Gefahr gewaltig untertrieben.

 
Gäbe es heute noch den Irak des Saddam Hussein und gäbe es heute noch das Libyen des Muammar al-Ghaddafi – wir hätten keine Einwanderungskatastrophe!
Völlig unstreitig; aber tatsächlich haben wir in diesen Fällen ja auch nicht unsere Kultur und Werte exportiert, sondern lediglich die herrschenden Systeme zerstört - und Chaos hinterlassen. (In Libyen, darauf kann man nicht oft genug hinweisen, waren NICHT die Amerikaner die Antreiber, sondern der größenwahnsinnige Franzose Sarkozy. Der, wie man seinerzeit las, von seinen Landsleuten Beifall dafür erhielt, bzw. zumindest nicht auf nennenswerte Widerstände stieß.)
Dass eine Expansion der westlichen Zivilisation auf DIESE Weise garantiert NICHT funktioniert: Geschenkt!

 
"….. die Interessen des e i g e n e n Volkes machtvoll zu vertreten."
Interessen kann man "machtvoll" nur dann vertreten, wenn man Macht hat, bzw. aufbauen kann. Insoweit machen sich Patriautisten anscheinend etwas unrealistische Vorstellungen: Gegen die USA könnten wir auch mit allergrößter Kraftanstrengung nicht anstinken. Wir müssen uns nach der Decke strecken und in das Staatensystem so, wie es ist, einfügen. Und von dort aus schauen, wie wir unsere WOHLVERSTANDENEN Interessen am besten vertreten können. Das bedeutet: Unsere LANGFRISTIGEN Interessen.
Das bedeutet aber zugleich, dass wir auch die Interessen unserer westlichen Kultur in der Welt vertreten müssen. Also: Deutsche Patrioten, europäische Patrioten und schließlich auch stolze Patrioten unseres abendländischen Kulturkreises sein. Der selbstverständlich die USA einschließt.

 
"Im übrigen sind Schrebergärten nichts schlechtes, ….. Es muß nur ein wehrhafter Schrebergarten sein, nach außen gut gesichert durch kräftige Hecken und Stacheldraht"
Rein technisch, gegen die Massenimmiggression, muss der Schrebergarten, in der gegenwärtigen Weltlage in der Tat "durch kräftige Hecken und Stacheldraht" gesichert werden.
Mehr und dauerhaftere Sicherheit herrscht allerdings dort, wo alle Schrebergärtner in ihren eigenen Gärten reiche Früchte ernten und die Überschüsse untereinander austauschen.
Deshalb muss es unser Bestreben sein, die Effizienz und Rationalität unserer Gesellschaften auf alle anderen, die noch nicht so weit sind, zu übertragen.
Die Ostasiaten schaffen das von selber; denen müssen wir unsere Kultur nicht in allen Einzelheiten aufzwingen. Allerdings müssen und dürfen wir auch von China mehr Öffnung verlangen, und Demokratisierung. Denn auf Dauer wird die Dichotomie zwischen einer relativen wirtschaftlichen Freiheit und einer weitgehenden politischen Unfreiheit (mit den entsprechenden rechtsstaatlichen Defiziten) nicht durchzuhalten sein. Es liegt nicht nur im Interesse Chinas, sondern auch in unserem wohlverstandenen Eigeninteresse, dass das Land zu einer dauerhaft stabilen inneren Form findet.

Andere Völker müssen wir "fordern und fördern" - ohne uns freilich Illusionen über die Erfolgsaussichten zu machen (und ohne uns selber zu überfordern).
Unsere Erfahrungen mit Griechenland, das ja immerhin noch halbwegs zum westlichen Kulturkreis gehört, können uns nicht allzu optimistisch stimmen. Dennoch: Wo immer wir Einfluss nehmen können, um Dritte-Welt-Länder auf ein zivilisatorisch höheres Niveau zu führen, sollten wir das auch tun.


"Was der Nachbar treibt, mag uns gleich sein, solange er uns in Frieden läßt."
Nein, das kann uns ganz und gar nicht gleichgültig sein. Unsere Interessen sind nicht erst dann berührt, wenn wir militärisch angegriffen werden. Unsere ureigenen Interessen waren beispielsweise auch beim Einmarsch des Irak in Kuweit gefährdet (Erdöl!), und sie sind es selbstverständlich auch durch die islamistischen Kämpfer in Nordafrika, Syrien usw.
Wer das nicht kapiert, der mag ja ein guter Abgeordneter im Landtag von Sachsen-Anhalt sein; auf Bundesebene - als Bundestagsabgeordneter, oder als Parteiideologe - wäre er eine Katastrophe.

 
"Und falls er Probleme macht, gibt es den Verein, der ihn zur Ordnung ruft."
Welcher Verein bitte? Bisher habe ich immer nur davon gehört, dass Deutschland seine Interessen selbständig vertritt. Und sich um die Nachbarn und deren Schicksal, geschweige denn um weiter entfernte Staaten, einen Dreck kümmert.
Warum soll sich irgendjemand um ein Volk kümmern, das unter einer solchen Schrebergarten-Mentalität verkümmert?


Nachtrag 09.05.2016
Thorwald C. Franke hält vieles von dem, was die Welt bisher über die Anfänge des Islam zu wissen glaubte, für falsch (und belegt das auch mit weiterführenden Links), und er hält auch diese Religion durchaus für reformierbar. Allerdings fordert er (wie ich auch) eine klare Frontstellung des Westens gegen den traditionalistischen Islam, und unsere Unterstützung für die Reformer.
Mehr dazu auf seiner Webseite in dem Blogpost "
Die wahren Anfänge des Islam. Buchrezensionen und Videos zur Einführung".


Nachtrag 15.06.2017
Zu meiner Kontroverse mit Tillschneider hat sich, anscheinend von einer rechten Position aus, am 27.06.2016 auch ein Karl Buckatz geäußert: "
Wertediskussion in der AFD".


ceterum censeo
Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand vom 08.12.2023

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