Samstag, 25. Mai 2019

Kommunikationsethik ist alternativlos - besonders für uns AfDler!


Immer wieder habe ich mich bei Facebook über bestimmte kommunikative Unarten geärgert. Die möchte ich hier auflisten, in der Hoffnung, sie wenigstens in unseren Reihen von AfDlern und AfD-Anhängern abzustellen.


1) Behauptete Fakten müssen selbstverständlich zutreffen.

Das kann man selten selber überprüfen; aber bei bestimmten Quellen und bei bestimmten abenteuerlichen, unwahrscheinlichen oder gar logisch unmöglichen Angaben kann man Vorsicht walten lassen. Und ggf. im Internet nachrecherchieren, ob der Sachverhalt auch unabhängig von der zweifelhaften Veröffentlichung von anderen Medien berichtet wurde.



2) Sachverhalte müssen möglichst vollständig dargestellt werden.

Dafür hat man nicht immer die Zeit. Aber wenn für einen selber in einem Medienbericht wichtige Fragen offen bleiben, dann sollte man schon schauen, ob man nicht anderswo eine vollständigere Darstellung findet. 


Ein (zwar nicht besonders krasses) Beispiel sind zwei Berichte über eine aktuelle Entscheidung des Europarats, keine "rechte" Fraktion zuzulassen. Dieser in der Zeitung "Junge Freiheit" ist ziemlich dürftig. Ausführlicher informiert die ZEIT. Die Entscheidung selber wird dadurch nicht besser; aber man erfährt doch, was dahinter steckt: "Laut Geschäftsordnung der Versammlung können mindestens 20 Abgeordnete aus mindestens sechs Ländern eine Fraktion gründen. Sie müssen sich aber verpflichten, "die Grundwerte des Europarats zu respektieren und zu fördern". Den Rechten wird also vorgeworfen, dass sie diese Grundwerte nicht respektieren. Wie lächerlich das ist sieht man schon daran, dass "Der Antrag ..... in der Versammlung nicht nur bei Vertretern der Linken und Grünen auf Widerstand [stieß], sondern auch bei muslimischen Abgeordneten aus Europaratsländern wie der Türkei und Aserbaidschan." Die beiden letzteren Länder sind ja nicht gerade als Trutzburgen von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten bekannt. Aber eben nur, wenn man deren (Abstimmungs-?)Verhalten überhaupt kennt, weiß man, wo die Frontlinien verlaufen, welche Interessen hinter der Entscheidung stecken usw.

Ein konkreter Anlass für diesen Blott war eine Information, die jemand aus dem WELT-Nachrichtenticker auf Facebook eingestellt hatte. Es handelte sich um eine kurze Meldung über einen Gastbeitrag, den Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland und Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, aktuell auf Focus Online veröffentlicht haben. (Das Ganze ist ein plumper Versuch der Wahlbeeinflussung seitens der beiden klerikalen Dumpfbacken und eine konsensfaschistische Hasspropaganda gegen die AfD. Im Rahmen einer Artikelserie "Mein Europa" steht es unter der Überschrift "Spitzen der christlichen Kirchen: So können wir Europa das schönste Geschenk machen".) Da hätte ich schon erwartet, dass sich der Poster die Mühe macht und zum Originalartikel verlinkt. Den hätte er zwar selber im Internet suchen müssen, weil in der WELT-Meldung die Quelle zwar genannt, aber nicht verlinkt war. Aber das sollte man schon im eigenen Interesse tun, denn wie will man sicher sein, dass eine knappe zusammenfassende Meldung den Textinhalt korrekt wiedergibt?



3) Meinungsäußerungen und sonstige Behauptungen auf Facebook müssen mit Quellen (möglichst in Form von Internet-Links) bzw., wenn es keine anderen Quellen gibt, mit einer Schilderung der Fakten unterfüttert werden.

 

Aktuell schrieb z. B. jemand in einer AfD-internen Facebook-Gruppe: "Nie wieder Ausgrenzung Andersdenkender in München wie gestern beim Bayerischen Fernsehpreis." Und empörte sich ausführlich darüber. Aber was überhaupt vorgefallen war, konnte man den Text nicht entnehmen. (Ich könnte mir insoweit vorstellen, dass die anderen Parteien im Münchener Landtag zu dieser Veranstaltung eingeladen wurden, die AfD jedoch nicht. Aber warum spekulieren, wenn die Poster zu faul sind, den Faktenhintergrund ihrer Empörung zu schildern?)

In einem anderen Falle teilte jemand ein "Poster" mit dem Text "EU-Studie zu Antisemitismus in Deutschland: Haupttätergruppe mit Hintergrund Islam. Alles andere ist eine Lüge." Da erwarte ich selbstverständlich einen Link zu dieser Studie, damit ich diese Behauptung (die ich durchaus für wahrscheinlich halte) selber nachprüfen kann.

Die Leser ihrerseits sollten fehlende Quellenangaben einfordern und Facebook-Beiträge zur dann teilen, wenn sie ihre Richtigkeit auf diese Weise im Prinzip verifizieren könnten (auch wenn man das in der Realität natürlich nicht immer tun wird.) Wer das unterlässt riskiert, Fakenews aufzusitzen.


Und Seriosität und ein klein wenig Mühe, also eine kommunikative Ethik oder Diskursethik, von denjenigen zu verlangen, die Nachrichten und Meinungen teilen und damit Meinungen zu beeinflussen suchen, ist wahrhaftig nicht zuviel verlangt!



ceterum censeo

Wer alle Immiggressoren der Welt in sein Land lässt, der ist nicht "weltoffen":
Der hat den A.... offen!
Textstand vom 05.08.2019

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